Kapitel 3.3

3.3 Laborplanung der Roche GmbH

 

Die Hoffmann-La Roche AG ist eines der größten Pharmaunternehmen der Welt. Das Unternehmen stellt Reagenzien und Geräte zur medizinischen Untersuchungen her und forscht in den Zusammenhang in den Gebieten Onkologie, Virologie, Neurologie und Transplantationsmedizin. Die Roche Deutschland Holding GmbH ist eine Tochter der Roche AG und für den Betrieb in Deutschland verantwortlich (Roche, 2018a).

Neben den industriellen Produkten und der Forschung, unterstützt Roche Laboratorien bei der Einrichtung ihrer Labore, um die Wirtschaftlichkeit, die Leistungsfähigkeit und die Qualität zu steigern. Dieses Projekt steht unter dem Namen „Consulab“. In dem Zusammenhang werden die Laborarbeitsplätze, -prozesse und zeitliche Abläufe analysiert, d.h. vom Probeneingang bis zur Archivierung in den Hochdurchsatzlaboren. Durch die Analyse entstehen Optimierungspotenziale, welche durch Schulungen der Mitarbeiter umgesetzt werden können. Für die Labore ist es möglich bei der Analyse unterschiedliche Schwerpunkte zu setzen. Workflow- und Systemkonzept, Flächenbedarf und Flächennutzungsplanung, Warenlogistik und Bestellverhalten sowie Personalbindung und -bedarf sind die unterschiedlichen Analyse- und Optimierungsbereiche. Ein Workflow- und Systemkonzept ist ein soziotechnisches System, das aus Produkten und der von ihrer Anwendung betroffenen Umgebung besteht (Lehmann, 2013, S. 29). Die Kosten- und Erlössituation sowie die Produktivität im Labor lassen sich über Kennzahlen berechnen und analysieren. Mit der Analyse der Kennzahlen lassen sich Monate im Zeitablauf vergleichen und Abweichungen feststellen. Somit ergibt sich eine Transparenz über die Kosten und Erlöse in der Prozesskostenbetrachtung, als auch in der Vollkostenbetrachtung.

Neben einer umfangreichen Analyse von Zahlen, Daten und Fakten, kann auch eine strategische und organisatorische Beratung durchgeführt werden. Um eine optimale Aufbauorganisation in einem medizinischen Labor einzuführen und somit eine höhere Wirtschaftlichkeit durch standortübergreifende Kooperation zu erreichen, können umsetzungsorientierte Entscheidungsvorlagen erstellt werden. Da ständig veränderte Richtlinien einen guten Überblick erschweren, bietet Roche die Möglichkeit bei Umbau- oder Neubauplanungen Hilfe zum Einhalten der Standards an. Das Thema Change-Management wird in dem Zusammenhang durch Schulungen der Führungskräfte und Mitarbeiter im Labor abgedeckt. Sie werden bei Veränderungsprozessen begleitet und unterstützt (Roche, 2018b).

Zudem bietet Roche seinen Kunden Unterstützung im Bereich der Prozessimplementierung mit den Schwerpunkten Konzeption und Labororganisation. Alle Systeme und Prozesse können einer Nachoptimierung unterzogen werden, diese kann notwendig sein, wenn ein neues Workflow- und Systemkonzept eingeführt wurde. Arbeitsprozesse, wie Modul- und Messzellenbelegung, Probenerfassung und -verteilung, Prozessstrecken von der Prä- bis zur Postanalytik sowie Personaleinsatz, werden in den Zusammenhang angepasst. Für eine optimale Analyse ist eine Vor-Ort-Aufnahme oder ein zuverlässiges Simulationsprogramm denkbar (Roche, 2018b).

Um die Prozessabläufe im gesamten Labor, also im Zentrallabor, in der Mikrobiologie, der Transfusionsmedizin und in der Pathologie vom Probeneingang bis zur Archivierung, zu optimieren, werden verschiedene Leistungspakete angeboten. Eine Quick-Check-Analyse für eine schnelle Identifikation von Optimierungspotenzialen. Die Durchführung einer LEAN-Aktionswoche zur Optimierung von klar definierten Teilprozessen, inklusive sofortiger Umsetzung in den Laboren und Nachweis von Kosteneinsparungspotenzialen. „Lean Thinking“ beschreibt die Vermeidung von Verschwendungen. Unnötige Arbeitsschritte müssen identifiziert und eliminiert werden. Dies führt zu geringeren Kosten und Fehlerquellen werden umgangen. Somit werden acht mögliche Arten von Verschwendungen analysiert und beurteilt: Überschuss und Überproduktion, Verzögerung, Transport, Bearbeitung, Lagerbestände, Bewegungsabläufe, Fehler und Überbesetzung (Roche, 2018c). So soll auch ein Prozess-Benchmarking mit einem branchenfremden Unternehmen zur Steigerung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit beitragen. Die Analyse und Optimierung der Waren- und Probenlogistikprozesse führt zur Reduktion von Personalaufwand und Prozesskosten (Roche, 2018b). Das Prozessbenchmarking soll als neue Chance für die Unternehmen gesehen werden. Die Grundherausforderung besteht darin sich von anderen Laboren abzusetzen, da der Standard in den meisten Laboren sehr hoch ist und somit eine Weiterentwicklung nur sehr schwer erreichbar ist. Durch den allgegenwärtigen Kostendruck entsteht einen neues Absetzungspotenzial. Labore können sich nun von ihren Mitbewerbern durch Preise absetzen. Prozessbenchmarking ermöglicht eine neue Dimension der Vergleichbarkeit, indem nicht nur brancheninterne sondern auch branchenextern verglichen werden kann, um neue Optimierungsansätze zu erhalten.  Prozessbenchmarking ist der Vergleich von Geschäftsprozessen von verschiedenen Unternehmen, dabei ist es besonders interessant Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen miteinander zu vergleichen. In dem Zusammenhang werden Vorgehensweisen, Prozesse, Methoden und Instrumente der zu vergleichenden Unternehmen betrachtet und analysiert. Somit ergeben sich unterschiedliche Stärken und Potenziale und dies eröffnet neue Denkansätze. Ziel ist die Prozessoptimierung und Leistungssteigerung, indem die verschiedenen Unternehmen voneinander lernen und profitieren. Jedoch hat das Prozessbenchmarking nur einen Nutzen für beide Unternehmen, wenn die Ergebnisse sachgerecht beurteilt und konkrete Maßnahmen daraus abgeleitet werden (Legner und Österle, 1999, S. 331 ff.).

Um diese Thematik in der Praxis zu überprüfen, wurde eine Pilotprojekt angestoßen. In diesem Pilotprojekt wurde das diagnostische Labor MVZ Dr. Klein, Dr. Schmitt und Partner mit dem Foto-Labor CEWE verglichen. Eine gemeinsame Herausforderung ergab sich in dem Projekt bei den priorisierten Sonderfällen. In dem medizinischen Labor handelt es sich dabei um Notfallproben, bei CEWE jedoch um Express-Aufträge. Somit ergeben sich hieraus gleich die Herausforderungen. Diese Aufträge müssen deutlich schneller bearbeitet werden, als die Normalaufträge. Daraus ergeben sich zwei unterschiedliche Dimensionen, einerseits muss ein Sonderfall im Ablauf deutlich gekennzeichnet werden sein um ihn jederzeit erkennen zu können. Anderseits muss der Sonderfall möglichst schnell von Bereich zu Bereich gegeben werden, um die Priorisierung aufrechtzuhalten (Roche, 2018d).

Eine Einführung und Weiterentwicklung eines Qualitätsmanagements wäre eine weitere Erweiterungsmöglichkeit, die durch Roche in den betreuten Laboren eingeführt werden kann. Besonders von Nutzen ist so ein Management in der Pathologie oder in dem Zentrallabor. In dem Zusammenhang wird von der Erst- oder Reakkreditierung gesprochen. Dafür wird ein elektronisches Qualitätsmanagement-Handbuch erstellt und auf individuelle Bedürfnisse angepasst (Roche, 2018b).

 

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