Kapitel 4

4. Wirtschaftliche Analyse der IPSS

4.1 Interne Betrachtung

Im diesen Kapitel wird die Wirtschaftlichkeit von IPSS anhand des Praxisbeispiels „Flottenmanagementsystem der Jungheinrich AG“ aus Kapitel 3.1 dargestellt. Hierbei wird zwischen der internen und externen Betrachtungsweise unterschieden. Die interne Betrachtung legt den Fokus auf das Unternehmen selbst und bezieht sich auf dessen Unternehmensstruktur. Die externe Betrachtung hingegen stellt die Umwelt, in der das Unternehmen tätig ist dar. Zur erfolgreichen Analyse wird die SWOT-Analyse verwendet, die die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken darstellt (Thom und Näf, 2003, S. 262 ff.).

Als Erstes ist festzustellen, dass das Flottenmanagementsystem der Jungheinrich AG viele Stärken und wenig Schwächen aufweist. Grund dafür ist die Tatsache, dass die bezogenen Informationen des Produktes vom Unternehmen selbst stammen, sodass eine objektive Darstellung, der auf der Webseite vorgestellten Daten und Informationen, ausgeschlossen wird. Dennoch lässt sich sagen, dass das Flottenmanagement-Produkt viele Vorteile mit sich bringt und wettbewerbsfähig ist.

In diesem Kapitel wird die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens intern betrachtet. Das Flottenmanagementsystem, als Teil der Jungheinrich AG, stellt eine umfassende Lösung für die Intralogistik dar (Jungheinrich, 2018a). Dieses System wird von einer Gruppe von Mitarbeitern geleitet, die das Ziel haben, die Kunden der Sachleistungen zu unterstützen. Dabei wird die Gruppe als ein Projektteam betrachtet, in der Projektleiter und Projektmitarbeiter zusammenarbeiten. Der Projektleiter koordiniert und führt das Flottenmanagementsystem, während im Projektteam, Entwickler und Servicemitarbeiter für die Fragen der Kunden zuständig sind. Die Herausforderung des Unternehmens ist es, ein harmonisches Team zusammenzustellen, die die qualitativen Anforderungen erfüllen.

Im Fokus der Dienstleistung steht der Kunde. Das primäre Ziel ist es, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Hierbei dient das Flottenmanagementsystem dazu, die Produktion und Sicherheit des Kunden zu steigern. Dabei ist die Zuverlässigkeit des Systems und die der Mitarbeiter von besonderer Wichtigkeit, da hier die Wettbewerbsposition gestärkt und weitere Kunden gewonnen werden können. Die Jungheinrich AG erhält selbst eine hohe Menge an Daten und Informationen von den Kunden. Mit diesen kaufmännischen als auch technischen Daten können verschiedene Analysen erstellt und Prozesse optimiert werden. Zum einen ist eine Trend- und Marktanalyse möglich, sodass ex ante Informationen zur Verfügung stehen, um die zukünftige Nachfrage der Produkte zu prognostizieren. Zum anderen kann das Flottenmanagementsystem verbessert werden, indem Feedback von den Kunden eingereicht wird. Anhand dieser gewonnen Daten können auch neue IPSS erstellt und angeboten werden. Das Flottenmanagementsystem weist aufgrund der großen Datenbank und den technischen Möglichkeiten eine hohe Produktqualität auf. Das Niveau wird durch die Nutzung der Kunden weiter gesteigert. Das Flottenmanagementsystem benötigt ein hohes technisches Know-how der Mitarbeiter, sodass das Produkt schwierig von der Konkurrenz rekonstruiert werden kann. Dies ist eine weitere Stärke, die Wettbewerbsposition zu festigen bzw. zu steigern. Die Zusammenarbeit mit dem Kunden ermöglicht nicht nur eine erhöhte Kundenzufriedenheit, welche sich positiv auf die Unternehmenstätigkeit auswirkt, sondern auch die Mitarbeiter profitieren von dem Know-how der verschiedenen Unternehmen. Die Kundenbindung führt außerdem zu einer langfristigen Unternehmenstätigkeit der Parteien, da sie sich gegenseitig unterstützen und stärken.

Eine weitere wirtschaftliche Stärke des Flottenmanagementsystems ist die größenunabhängige Nutzung des Produktes, sodass sowohl kleine Unternehmen als auch große Konzerne die Dienstleistung in Anspruch nehmen können. Die Kosten variieren dabei und werden von der Größe, der ausgewählten Module, den benötigten Sachgütern wie Sensoren und anderen Faktoren beeinflusst. Da die Ziele des Systems, die Produktionssteigerung und Erhöhung der Sicherheiten des Kunden sind, werden Wartungen und Reparaturen teilautomatisiert. Dies führt zu einer Umsatzsteigerung im Bereich Service, da effiziente Einsätze der Fachmitarbeiter geplant werden und nötige Ersatzteile frühestmöglich bereitgestellt werden können.

Zu den wirtschaftlichen Schwächen des Flottenmanagementsystems gehören die hohen Entwicklungskosten, Branchengebundenheit, Sicherheit, hohe Anforderungen des technischen und branchenspezifischen Know-how und notwendige hohe Koordinationsfähigkeiten.

Allgemein lassen sich hohe Entwicklungskosten des Flottenmanagements vermuten, da die Einführung eines solchen Systems immer mit hohem Aufwand verbunden ist (Laurischkat, 2013, S. 78). Nach Release des Produktes können die Kosten stagnieren. Es ist festzustellen, dass das Flottenmanagement-Produkt sich ausschließlich auf die Intralogistik bezieht. Hierbei wird der potentielle Kundenkreis begrenzt. Dabei muss erwähnt werden, dass diese Begrenzung gewollt ist, da das System als IPSS fungieren soll. Eine weitere mögliche Schwäche stellt der Bereich Sicherheit dar. Diese unterscheidet sich in Datensicherheit und Produktionssicherheit. In der Datensicherheit muss sichergestellt werden, dass die relevantesten Daten und Informationen geschützt und sicher erfasst werden. Hierbei müssen auch rechtliche Datenschutzrichtlinien eingehalten werden, sodass ein vertraulicher Umgang mit den Daten erforderlich ist. Führt es zu Cyberangriffen auf der Webseite, so können vertrauenswürdige Daten entwendet werden. Auch einfache Cyberangriffe wie ein Distributed Denial of Service (DDoS) können dazu führen, dass Kunden auf die nötigen Informationen kurzfristig nicht zugreifen können. Bei einem DDoS-Angriff können Nutzer nicht auf die Webseite zugreifen, da der Server temporär ausgelastet ist (Chang, 2002, S. 41). Zudem besteht die Gefahr, dass sich unbefugte Dritte, Zutritt zu einem Flottenmanagementsystem des Kunden beschaffen. Dabei können diese Personen über das Internet-Portal auf unternehmensinterne Daten zugreifen. Um diesen Herausforderungen standzuhalten besteht ein großer Bedarf an Sicherheitsmaßnahmen. Die Produktionssicherheit stellt einen wirtschaftlichen Nachteil für die Jungheinrich AG dar, da aufgrund der erhöhten Sicherheit des Kunden und den verbundenen Wartungen und Reparaturen der Flurförderzeuge, diese länger erhalten bleiben. Es kann dazu führen, dass der Absatz von neuen Flurförderzeugen sinkt. Dieser Nachteil scheint aber unwesentlich, da die Kundenzufriedenheit gestärkt wird und andere Bereiche des Unternehmens profitieren. Eine weitere Schwäche ist das notwendige Know-how der Mitarbeiter. Um das Flottenmanagementsystem weiter zu entwickeln und zu führen, benötigt die Jungheinrich AG qualifizierte Mitarbeiter. Diese müssen der sich ständig verändernden technologischen, sozialen und ökologischen Umwelt standhalten. Hierfür ist eine kontinuierliche Schulung der Mitarbeiter erforderlich. Zudem wird für das IPSS eine hohe Koordination vorausgesetzt, um das Team strukturiert zu organisieren. Dazu wird ein geeignetes Zeitmanagementsystem benötigt, dass vom Projektleiter eingeführt werden muss. Die Tabelle 4 stellt die ausgearbeiteten Stärken und Schwächen nach der internen Betrachtung dar.

Stärken

Schwächen

Hohe Produktqualität

Flexibilität

Branchenspezifische Datenbank

Erhalt vieler Daten und Informationen

Trennung der Module

Effizienzsteigerungen

Hohe Entwicklungskosten

Dynamische Anforderungen an die Mitarbeiter

Dynamische Anforderungen der Produkte

Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen

Hohe Koordination

Zeitmanagement

Tabelle 4: Zusammenfassung der Stärken und Schwächen

 

Des Weiteren wird für die interne Betrachtung und um das Flottenmanagementsystems der Jungheinrich AG besser einzuordnen, das Portfolio der Boston Consulting Group (BCG), auch bekannt als BCG-Matrix, verwendet. In der BCG-Matrix werden verschiedene Produkte des Unternehmens durch das Marktwachstum und dem relativen Marktanteil, in einer Matrix angeordnet. Diese Matrix dient zur strategischen Planung des Unternehmens und soll einen langfristigen Unternehmenserfolg garantieren. Hierbei wird die Matrix in vier verschiedene Produkt-Felder aufgeteilt, in der unterschiedliche Vorgehensweisen empfohlen werden. Die vier Produkt-Felder werden als Questions Marks, Stars, Cash Cows und Poor Dogs bezeichnet. Dabei stellen Questions Marks neue Produkte dar, die sich durch geringe relative Marktanteile und hohen Marktwachstum kennzeichnen. Hier sollen die Unternehmen investieren und selektieren. Stars zeichnen sich durch hohe relative Marktanteile und einem hohen Marktwachstum auf. Auch bei den Stars wird empfohlen zu investieren. Als Cash Cows werden Produkte bezeichnet, die einen hohen relativen Marktanteil und einem geringen Marktwachstum haben. Das sind etablierte Produkte, die durch geringe Kosten hohe Einnahmen erwirtschaften. Dafür soll eine Preisstrategie angewandt werden. Als letztes werden die Poor Dogs vorgestellt. Diese Produkte sind durch niedrige Markt- und Wachstumsanteile charakterisiert, sodass die Desinvestitionsstrategie nahegelegt wird (Thom und Näf, 2003, S. 262 ff.). 


Abbildung 7: Selbsthergeleitete BCG-Matrix zur Einordnung der Produkte

 

Die Abbildung 7 ist eine eigene Darstellung einer möglichen BCG-Matrix der Jungheinrich AG. Dabei wurden vier Produkte ausgewählt und jeweils in ein Produkt-Feld der BCG-Matrix eingeführt. Die Einteilung erfolgte aus teils logischen Überlegungen, wirtschaftlichen Kennzahlen oder anderen Quellen wie z.B. durch Internetrecherche. Hierbei ist zu erwähnen, dass die BCG-Matrix verzerrt ist, da die echten Angaben des Marktwachstums und des relativen Marktanteils fehlen. Dennoch wird eine mögliche Darstellung präsentiert, um die Produkte des Unternehmens zu veranschaulichen und Chancen, Risiken und prinzipielle Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Die vier ausgewählten Produkte der Jungheinrich AG sind Flottenmanagementsystem, Fahrerlose Transportsysteme (FTS), Gabelstapler und Kabelsätze. In dieser Reihenfolge werden die Produkte zum Question Marks, Stars, Cash Cows und Poor Dogs zugeteilt. Grund dafür ist die Überlegung, dass das Flottenmanagementsystem als neues Produkt, welches z.B. auf der Hannover Messe 2018 präsentiert wurde, einen hohen Marktwachstum aufzeigt. Der relative Marktanteil kann hierbei nicht geprüft werden. Dieser wird aber aufgrund der Neuentwicklung als niedrig eingestuft. Nach der BCG-Matrix wird die Selektions- und Investitionsstrategie empfohlen. Die FTS scheinen ein hohes Marktwachstum und einen hohen Marktanteil aufzuweisen. Grund dafür ist die hohe Nachfrage an automatisierten, fahrerlosen Transportsystemen (Stapelberater, 2018). Nach Dr. Klaus-Dieter Rosenbach, Vorstand für Logistiksysteme bei der Jungheinrich AG, lässt sich die Nachfrage nach intelligenten, automatisierten Logistiksystemen bestätigen, da FTS Effizienzsteigerungen von bis zu 25% aufweisen (Hamburg-News, 2017). Die BCG-Matrix schlägt die Investitionsstrategie vor. Diese scheint auch in Benutzung zu sein, da ein neues FTS auf der CeMAT 2018 vorgestellt wurde (Logistik-Heute, 2018). Die Herstellung und der Vertrieb von Gabelstaplern stellt seit Jahren einen der Cash Cows des Unternehmens dar. In diesem Bereich hat sich die Jungheinrich AG als einer der weltweiten Marktführer etabliert (Gerginov, 2013). Die Kabelsätze, die unter der Produktkategorie „Batterien/Antriebe“ zu finden sind (Jungheinrich, 2018d), wurden nach eigenen Ermessen in die Poor Dogs eingeteilt. Grund dafür ist, dass die Internetrecherche keinerlei erfolgreiche oder nennenswerte Beiträge zum Produkt gefunden hat.

Die vorgestellten Produkte basieren teilweise auf Vermutungen und realen Aussagen, sodass die Einteilung nicht auf echte Kennzahlen des Marktwachstums und relativen Marktanteils beruht. Die Ergebnisse der BCG-Matrix sind mit Vorsicht zu interpretieren und dienen nur zur Veranschaulichung interner Gegebenheiten des Unternehmens.

 

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